Wiederkehrende Knieschmerzen und seit einem Jahr ständig

Eine 31jährige Frau stellte sich in der Praxis mit rezidivierenden Knieschmerzen rechts vor. Sie hatte diese Schmerzen schon 2005 und 2008 für eine gewisse Zeit und seit einem Jahr nun permanent. Die Schmerzlokalisiation war immer gleich: Innenseite des Knies und unterhalb der Kniescheibe in Kombination mit einer großen Berührungsempfindlichkeit. Diese Schmerzen traten in Sitzen, Stehen und Liegen auf. Sie wurden außerdem durch kleinste Aktivität schon ausgelöst, so dass Fahhradfahren, Laufen oder Schwimmen nicht möglich war.

Bildgebende Verfahren wie Röntgen ergaben keinen Befund. Therapieversuche mit Physiotherapie, Taping, Stützbandagen, Reizstrom und Akupunktur führten zu keiner Veränderung.

In der Anamnese stellte sie heraus, dass sie etwa 3 Wochen vor Beginn der Knieschmerzen vor einem Jahr eine Harnblasenentzündung hatte, die antibiotisch behandelt werden musste. Seit 2005 hatte sie immer wieder Zystitiden.
Für sie auch erwähnenswert war, dass ihr Knieschmerz vor der Periode schlimmer wird. 

Im osteopathischen Befund fand ich Dysfunktionen des Dickdarms rechts und des Dünndarms sowie der Organe des Kleinen Beckens, insbesondere der Harnblase und des Uterus. Alle diese Dysfunktionen sind im funktionellen Zusammenhang zu sehen, so dass die Behandlung alle diese Organe umfasste. Bei der Behandlung des Dickdarms auf der rechten Seite trat der bekannte Knieschmerz auf. Er verschwand während der Behandlung und war danach nicht mehr zu provozieren, d.h. die Hypersensibilität war verschwunden. Als Eigenübung sollte meine Patientin eine Mobilisation der Unterbauchorgane durchführen, bekannt als Grand manoeuvre.

Bei der 2. Behandlung, einen Monat später, berichtete sie von einer deutlichen Besserung der Kniebeschwerden mit zeitweiliger Schmerzfreiheit und verbesserter Alltagsbeweglichkeit. Die Behandlung führte ich wieder nach dem Befund der 1. Behandlung durch. Zwei Monate später hatte sich das Beschwerdebild weiter verbessert, die sportliche Belastbarkeit des Knies war aber noch nicht gegeben. Ein vorsichtiges Auftrainieren unter Aufsicht mit dem Ziel der Wiederherstellung der Belastbarkeit steht nun im Vordergrund. Auf diesem Weg befindet sich meine Patientin.

Eine funktionelle Erklärung in wenigen Sätzen zu erstellen ist schwierig. Vielleicht genügt es hier zu sagen, dass die angesprochenen Organe und das Kniegelenk aus gleichen Rückenmarkssegmenten versorgt werden, so dass ein Übertragener Schmerz im Knie auftreten kann, obwohl das Knie eigentlich gesund ist. Der jugendliche Knieschmerz in der Pubertät ist ein ähnliches Phänomen...allgemein als Wachstumsschmerz bezeichnet.
Da das Knie meiner Patientin aber noch nicht wieder eine normale Belastbarkeit erreicht hat, könnte man spekulieren, ob die viszeralen Dysfunktionen die Zirkulation des rechten Beins, besonders des Kniegelenks, so weit beeinträchtigt hat, dass es zur  Erholung noch eine Weile braucht. Wichtig in dieser Phase ist es, eine Überlastung zu vermeiden. Zu großer Ehrgeiz schadet in dieser Phase.