Verwachsungen im Bauchraum - Dose Klebstoff im Bauch

Abdominelles Non-Hodgkin-Lymphom

"Das ist jetzt so, als hätten sie eine Dose Pattex im Bauch ausgeschüttet." So erklärte der behandelte Professor seinem 72jährigen Patienten den Zustand in seinem Bauchraum. Er hatte als Zufallsbefund einen 9,5x5x5cm großen Tumor im Abdomen diagnostiziert bekommen, der sich als Non-Hodgkin-Lymphom herausstellte. Dieser Tumor wuchs in der Mesenterialwurzel und um den Dünndarm herum. Besonders betroffen war das terminale Ileum.

Als Therapie wurde Chemotherapie, gefolgt von Bestrahlungen und widerum gefolgt von Chemotherapie gewählt. Am Ende dieser Therapie waren keine aktiven Zellen des Tumors mehr nachweisbar. Etwa zwei Monate nach Ende der Therapie wurde der sportliche und schlanke Patient in die Klinik wegen des Verdachts eines Darmverschlusses eingeliefert. Die Therapie verlief erfolgreich. Allerdings wurde er innerhalb eines halben Jahres noch weitere dreimal wegen eines Subileus im Krankenhaus behandelt.

Schließlich erklärte der Professor ihm, dass eine Operation zur dauerhaften Sanierung der Engstellen am Darm nicht möglich sei, da ein bestrahltrer Darm porös und damit eine Operation zu gefährlich sei. Seine sich wiederholenden Fast-Darmverschlüsse wären zurückzuführen auf Verwachsungen am Darm als Folge der Bestrahlungen. Schulmedizinisch könne man nichts mehr für ihn tun, aber er riet ihm, er solle einen Osteopathen aufsuchen, der viel Erfahrung in der Behandlung von Inneren Organen habe.

So erschien der Patient zwei Monate nach seinem letzen Subileus in meiner Praxis und berichtete mir außerdem, dass es sich in seinem Bauch anfühle, als hätte er einen Fremdkörper darin. Objektiv spürte er einen deutlichen Widerstand im Bauch, wenn er sich mit dem Oberkörper vorbeugte. Er berichtete von großer Verunsicherung, was er nun überhaupt noch tun und essen dürfe, um nicht nochmal einen Subileus oder am Ende einen Ileus auszulösen.

Bei der Palpation fühlte sich der Bauchraum im rechten Unterbauch bis zum Bauchnabel wie ein großer "Klumpen" an. Das war der größte Teil des Dünndarms, der normalerweise als gleichmäßig weiche Masse tastbar sein sollte. Insofern stimmte der Tastbefund mit dem Empfinden des Patenten und dem Befund des Professors überein.  Da der Darm durch die Bestrahlungen, wie oben gesagt, leichter zu verletzen ist, muss die manuelle Vorgehensweise für einen solchen verklebten Bauch sehr vorsichtig sein. So behandelte ich den Bauch nur oberflächlich und eher unspezifisch. Nach der Behandlung hatte mein Patient bei der Oberkörpervorbeuge ein leichteres Gefühl im Bauchraum, er konnte sich besser vorbeugen, obschon das Fremdkörpergefühl im Bauch noch vorhanden, wenn auch reduziert war. Das deutete für mich darauf hin, dass neben Verklebungen auch ein erhöhter Tonus in der Darmmuskulatur vorhanden sein muss, was auch bekannt und eher üblich bei abdomiellen Verwachsungen ist. Ich empfahl ihm, auch selbst den Bauch täglich oberflächlich zu massieren und leitete ihn entsprechend an.

Wegen des zwar chronsichen aber doch im täglichen Leben stark einschränkenden Symptombildes, vereinbarten wir einige wöchentliche Behandlungen. Schon bei der zweiten Behandlung berichtete er von einem befreiten Bauchgefühl. Der "Klumpen" war noch zu tasten, ich arbeitete wieder wie beim ersten Mal. Ab der vierten Behandlung war der Dünndarm fast wieder normal zu tasten, lediglich in der Mitte und tief im Abdomen gab es noch eine deutlich zu groß und zu dicht tastbare Region - es war die Region des ehemaligen Tumors. Die Behandlung konnte ab der dritten Behandlung intensiver an den Strukturen ausgeführt werden. Schaden nahm der Darm dabei nicht. Im Gegenteil, es ging meinem Patienten immer besser. Nach mittlerweile acht Behandlungen und knapp vier Monate nach dem letzten Subileus kann er sich wieder ohne Fremdkörpergefühl nach vorne beugen und er hat auch wieder mehr Zutrauen zu seinem Darm.

Ich bin froh, dass der behandelnde Professor ihm den Rat gegeben hatte, einen Ostepathen aufzusuchen. Dieser Fall ist ein gutes Beispiel, dass man mechanische Probleme auch von außen lösen kann.