3-Monats-Koliken und Vorzugshaltungen des Kopfes

Ein sechs Wochen alter Säugling wurde mir von den Eltern vorgestellt, weil er den Kopf fast ausschließlich nach rechts gedreht hielt und viel schrie, offensichtliuch wegen sogenannter 3-Monats-Koliken. Schwangerschaft und Geburt verliefen ohne Komplikationen.

Er wurde gestillt , trank aber an einer Brust schlechter und unruhig. Gegen späten Nachmittag wurde er zunehmend unruhiger und schrie bis spät in die Nacht, ohne in einen ruhigen Schlaf zu finden. Sein Kopf hatte sich durch die einseitige Haltung nach rechts asymmetrisch verformt: Auf der rechten Seite, dort wo er mit dem Kopf auflag, hatte sich eine platte und fast kahle Stelle ausgebildet. Die Drehung des Kopfes nach links zeigte er spontan nicht und wehrte sich stark gegen eine passive Drehung nach links.

Bei der Untersuchung zeigte sich eine deutliche Bewegungseinschränkung der Kopfgelenke und der ersten beiden Halswirbel. Der Kraniosakrale Rhythmus des Schädels war ebenso deutlich vermindert. Das Hinterhauptsbein (Os occipitale) war in seiner Verbindung zum Keilbein (Os sphenoidale) blockiert.

In der Behandlung mobilisierte ich die Kopfgelenke und die Halswirbelsäule, danach die Verbindung zwischen Os occipitale und Os sphenoidale. Nach der Behandlung konnte das Kind den Kopf maximal nach links und rechts drehen, allerdings nicht spontan.

Nach einer Woche sah ich den Jungen wieder. Er war sehr viel ruhiger, die Koliken waren deutlich besser. Den Kopf hielt er zwar noch vorwiegend nach rechts, er ließ es aber ohne Protest zu, wenn man ihn nach links drehen wollte. Auch drehte er ihn immer öfter von selbst nach links.

Derartige Beschwerden findet man bei Säuglingen recht häufig. Meiner Auffassung nach verbirgt sich dahinter oft die beschriebene Funktionsstörung der Kopfgelenke und der Halswirbelsäule. Nicht selten wird in diesem Zusammenhang ein Nerv an der Schädelbasis eingeklemmt (N. vagus), der für die Verdauung zuständig ist und die Koliken auszulösen vermag, wenn er eingeklemmt ist.

Wird diese Blockierung der Gelenke nicht frühzeitig behoben, entwickeln die Kinder später Symptome wie Konzentrationsstörungen, Wahrnehmungsstörungen, Unruhe oder Hyperaktivität - auch zusammengefasst unter den Begriffen ADHS oder KISS-Syndrom.