Brustwirbelsäule und Herzrhythmusstörungen

Herzrhythmusstörungen sind keine primäre osteopathische Behandlungsindikation. Zuerst einmal gehören Patienten in eine ausführliche schulmedizinische Abklärung mit Belastungs- und Langzeit-EKG, herzrelevantes Labor, Herzultraschall etc. Danach kann eine osteopathische Behandlung sinnvoll sein.

Meine Patientin (38) hatte diese Abklärung und schulmedizinische Therapie hinter sich und trotzdem noch deutliche Beschwerden. 5 Monate vor der Konsultation in meiner Praxis fingen ihre Rhythmusstörungen ohne erkennbaren Anlass an.  Außer dass sie die Extrasystolen spürte und bei eigenhändiger Pulsnahme wahrnahm, hatte sie eine nicht näher bestimmbare Atemeinschränkung. In Ruhe waren die Extraschläge deutlicher wahrnehmbar und unter Belastung weniger. Bei mehreren Langzeit-EKGs wurden ventrikuläre Extrsystolen (VES) zwischen 5000-15000 pro Tag aufgezeichnet, im Sinne von Bigeminus und Trigeminus. Bei weiterer Abklärung wurde ein auslösender Fokus in der rechten Herzkammer gefunden. Eine Myokarditis, Herzinfarkt oder andere Herzerkrankungen wurden ausgeschlossen. Etwa eineinhalb Wochen vor der Konsultation bei mir wurde eine Ablation durchgeführt. Die Beschwerden besserten sich danach nicht entscheidend: Die Extraschläge waren in  Ruhe etwas weniger wahrnehmbar, aber immer noch sehr häufig und in Salven. Das bestätigte auch ein EKG nach der Ablation.

Dadurch, dass sie in intensiver schulmedizinischer Betreuung war, nahm ich ihre Behandlung an. In meinem Befund waren 4-5 Gelenksdysfunktionen in der oberen Brustwirbelsäule besonders auffällig. Diese Segmente stehen in direktem Zusammenhang mit dem Herzen, da aus diesem Wirbelsäulenabschnitt die sympathische Innervation u.a. für das Herz entspringt. Bekannt, gerade beim Herzen, sind viszerosomatische Reflexe oder Head´sche Zonen, so dass ein Patient mit Angina pectoris oder einem Herzinfarkt seine Schmerzen besonders auch im linken Arm, der oberen Brustwirbelsäule, dem Hals/Nacken oder der Brust wahrnimmt. Umgekehrt darf man aber auch denken: Gelenksdysfunktionen an der Wirbelsäule irritieren die austretenden Nerven, auch die vegetativen, so dass sich eine Störung an einem Organ verstärken kann oder funktionelle Störungen erst auftreten können. Besonders eindrücklich ist dies am Herzen und der Lunge zu beobachten.

Bei dem vorliegenden Befund lag für mich dieser Zusammenhang nahe, so dass ich in der Behandlung diese Gelenksstörungen auflöste und die umliegenden Fasziengewebe noch ausführlich mitbehandelte. Vor der Behandlung tastete ich den Puls meiner Patientin, der flach und mit mehreren Extraschlägen innerhalb des Messzeitraums von 30 Sekunden sich darstellte. Nach der Behandlung fühlte ich ihn stärker und weniger Extrasystolen. Dies mag ein Zufallsbefund gewesen sein, aber sieben Tage nach Erstkonsultation war ein Langzeit-EKG geplant, so dass in engem Abstand zu der Behandlung ein aussagekräftiger Kontrollbefund vorlag. Zwei Tage nach dem EKG kam meine Patientin zur zweiten Behandlung. Bei dem EKG waren nur noch ca. 1000 VES aufgezeichnet worden, sie hat nur selten noch etwas gespürt oder gefühlt und wenn, dann keine Salven mehr, nur noch einzelne Extraschläge.