Verwachsungen im Bauch

 

Eine 68jährige Dame mit langer Leidensgeschichte kam zu mir in die Praxis mit Bauchschmerzen seit mehreren Jahren und zunehmend. Vor 10 Jahren hatt sie eine Darmspiegelung als Vorsorgeuntersuchung. Dabei wurde die Darmwand verletzt, sie musste in einer fünfstündigen Operation wieder genäht werden. 4 Jahre später hatte sie einen Darmverschluß, der operiert werden musste. Zwei und drei Jahre danach wurden Operationen zur Lösung von Verwachsungen im Abdomen durchgeführt, sie litt zu dieser Zeit bereits an starken Bauchschmerzen und -krämpfen. Widerum zwei Jahre später hatte sie einen Darmverschluß wegen der Verwachsungen (Briden) im Bauch, auch dieser wurde chirurgisch saniert. Noch einmal ein Jahr später und ca. 5 Wochen vor der Konsultation in meiner Praxis wurde eine weitere Lösungsoperation durchgeführt. An den Bauchschmerzen hatte sich nach der letzten Operation nichts geändert: sie traten seit langer Zeit täglich auf und die Lebensqualität einschränkend.

Verwachsungen nach Bauchoperationen sind fast zwangsläufig und liegen in  der Natur der Sache: Es wird ein Milieu gestört, es wird geschnitten und genäht, es sind Fremdkörper im Bauch (Nahtmaterial), es blutet, es heilt. Das alles und noch eine persönliche und familiäre Disposition sorgen für diese Verwachsungen. Hatten Frauen beispielsweise zwei gynäkologische Operationen (zweimal Kaiserschnitt etc.), so ist bei 99% der Frauen mit Verwachsungen zu rechnen. Nicht bei allen Patienten machen diese Verklebungen solche Symptome wie bei meiner Patientin. Aber dadurch, dass man dieses Gewebe bildlich nicht darstellen kann oder erst wenn es sehr ausgeprägte Briden sind, bleibt die Ursache für Bauch- oder auch Rückenschmerzen lange unerkannt. 

Die Palpation des Patientinnenbauchs brachte ein typisches Ergebnis für Verwachsungen: Der gesamte Darm fühlt sich an wie ein Klumpen. Die Palpation ist auch unangenehm bis schmerzhaft. Normalerweise sind Dünn- und Dickdarm als weiche und klar voneinander abgrenzbare Masse fühlbar und es nicht nicht schmerzhaft, allenfalls "komisch". Die Behandlung des Abdomens wird nun erst unspezifisch und sanft durchgeführt. Lässt die Empfindlichlkeit nach einer Weile nach, ist man auf dem richtigen Weg und kann mit den Handgriffen spezifsicher auf die Verwacshungen eingehen. Das dauert eine ganze Weile und hat bei meiner Patientin gut angeschlagen: Die schmerzhafte Empfindlichkeit des Bauchs war nach der Behandlung beseitigt. Eine Aussage über die Bauchschmerzen und -krämpfe konnte aber noch nicht getroffen werden. Meine Patientin erhielt noch eine Übung zur Eigenmobilisation des Darms und wurde entlassen.

Drei Wochen später zur zweiten Behandlung berichtete sie, dass sie etwa 70% weniger Beschwerden gehabt habe, keine Bauchschmerzen mehr, manchmal einen geblähten Bauch und wenige kurze Stiche im rechten Unterbauch. Das "klumpige" Palpationsgefühl war nicht mehr ganz so deutlich vorhanden, besonders noch im rechten Unterbauch. Ich führte eine viszerale Behandlung nach Befund durch.

Mittlerweile sind vier Behandlungen und drei Monate vergangen. Die Situation hat sich auf noch niedrigerem Niveau stabilisiert mit zwischenzeitlich kurzen Schmerzepisoden, die aber auf niedrigerem Level und von kurzer Dauer. Die Behandlungsserie wird noch fortgeführt.